Sara Glojnarić: DING, DONG, DARLING! for orchestra and fixed media (2024)
Commissioned by Südwestrundfunk
Premiered on Oct 20th 2024 at Donaueschinger Musiktage 2024 by SWR Symphonieorchester & Vimbayi Kaziboni.
You can listen to it here – starting at minute 32:20.
The piece was awarded with the SWR Orchestra prize!
Here is an excerpt of the jury statement, read by the principal horn player Peter Bromig:
«Vielleicht ist gerade das sogar besonders nahe an ganz persönlichen Anforderungen unserer Gegenwart: trotz Widerständen Freude auszudrücken, mit gnadenlos- unverrückbaren Tempovorgaben zu kämpfen und am Ende zu zeigen: es ist doch machbar, und es sagt etwas aus.
Wir wünschen uns für das Preisträgerstück dieses Jahrgangs, dessen Auswahl eine lange und sehr dynamische Diskussion aller Werke vorausgegangen ist, wir wünschen uns, dass wir, indem wir die fordernde, aber produktive Arbeit daran fortsetzen, den mutigen Drive der Musik weitertragen – und damit auch ein Stück der Utopie verwirklichen, die darin steckt.»
You can read more about it on the social media account of the SWR Symphonieorchester.
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Press:
«Und in Sara Glojnarić’ wirbelt nicht nur pure Freude durch die Partitur (dank toller Hochgeschwindigkeitssechzehntel!), sondern auch queerer Stolz und Trotz. Rhythmisch befeuert hört man Referenzen auf Chappell Roan und Charli xcx oder Analogien zum Trance und House der 1990er-Jahre, und alles zusammenbekommt am Ende nicht nur den Orchesterpreis, sondern formuliert einen Anspruch: Das hier könnte die zukünftige Aura unserer Orchestermusik sein.» – Hannah Schmidt für ZEIT ONLINE
«Dass Glojnaric ihr Stück „Ding, Dong, Darling für Orchester und Elektronik als Feier des queeren Lebens versteht, ist dabei nicht wichtig zu wissen, um der Energie und dem Drive des Stücks zu erliegen. Auch sämtliche popkulturellen Referenzen, die darin aufgegangen sein mögen, braucht man nicht erst zu entschlüsseln, um sich von den vertrackten Rhythmen fesseln zu lassen. Das Orchester ist da ganz schön gefordert, die Komponistin treibt es förmlich vor sich her. Ein kleines Meisterwerk.» – Elisabeth Schwind für Südkurier
«Noch eine Schippe draufgelegt hat dann Sara Glojnarić in ihrem Stück “DING, DONG, DARLING!” – ein technisch aberwitziges, trotz Elektronik vor allem symphonisches Feuerwerk als Feier der Queer Joy: einem Gefühl, einem Konzept, einer Haltung, die unsere Gegenwart mitbestimmt, vogelwild-schnatternd, überbordend-ratternd, vielstimmig, bunt, und mit einem ansteckend-lebensbejahenden Drive, der das SWR Symphonieorchester an die Stuhlkante drängte und das Publikum gänzlich von den Stühlen riss. Mit Rückenwind des anschließend verliehenen Orchesterpreises ist dieser Musik eine vielmalige Wiederholung bei anderen Top-Orchestern zu wünschen – und zwar im normalen Repertoire-Betrieb.» Johann Jahn für BR-KLASSIK
«”Ding, Dong, Darling!” für Orchester und Elektronik (2024) der 1991 in Zagreb geborenen Komponistin Sara Glojnaric hinterließ als weiterer Kompositionsauftrag des SWR ebenfalls einen hervorragenden Eindruck. Der Dirigent Vimbayi Kaziboni verstand es ausgezeichnet, die in unendlichen Staccato-Attacken gefangenen Klangflächen zu aktivieren. So wurden diese explosiven Stimmungsbilder immer mehr angeheizt. Es ist ein ungewöhnliches Stück über “Queer Joy”. Popkultur, Online-Slang und der moderne Internet-Diskus werden gleichsam paraphrasiert. Das Stück beschreibt, wie Chappell Roan offen über ihre Sehnsucht nach anderen Frauen singt. Hier agieren überwiegend schwarze Frauen und Trans-Frauen. Freude und Vergnügen im Leben von LGBTQ+Personen soll dabei geschildert werden. Dies gelingt der Komponistin Sara Glojnaric sehr eindringlich und ausdrucksstark.» Alexander Walther für Theaterkompass.de
«Dennoch endeten die Musiktage mit einem starken Finale, bei dem Sara Glojnarićs energiegeladenes Stück DING, DONG, DARLING! das Publikum begeisterte und ihr den Orchesterpreis des SWR Symphonieorchesters einbrachte.» – Backstage Classical
ENGLISH
A piece about queer joy.
«Chill out, it’s all been done before» Avril Lavigne sings in her 2002 single Complicated.
I never thought a quote from this song would help me calibrate the influence of my own identity on my compositional work. Queer culture has a foundational shaping power on broader pop culture, digital movements, online slang, and modern internet discourse. The material I consume and read is so influenced by my own queerness
that it impacts how I see the world and how I interact with it. This implies a coming out of sorts, revealing personal taste and celebrating the references that give me a sense of immense joy.
DING, DONG, DARLING! is a piece trying to reenact the feeling we get when Chappell Roan openly sings about desire towards other women, all packed in a glorious pop package; or the camp of Eurovision; when giggling at a Sainthoax post on Instagram; or when recognizing and celebrating the subversive nature of house music and its makers, predominantly black women and trans women. This piece is about chasing that moment of joy, hope, and a sense of lightness triggered by another person’s display of unabashed queer joy, which, as its core, is a concept that acknowledges the importance of joy and pleasure in the lives of LGBTQ+ individuals. It challenges the dominant narrative that being queer is exclusively rooted in pain or trauma and instead recognizes the resilience, resistance, and creativity of LGBTQ+ people.
Reflecting on my previous work with memory, I realize it was largely external. Now, I turn inward, subjecting myself to introspection. This work is a container, an hommage of sorts, filled with references and memories, embracing non normativity, pathos, hyper-pop, camp, glitter, youth, and sexuality in all its aspects and, most importantly, reclaiming joy as an integral part of my artistic practice.
DEUTSCH
Ein Stück über Queer Joy.
«Chill out, it’s all been done before» singt Avril Lavigne in ihrer Single Complicated aus dem Jahr 2002.
Ich hätte nie gedacht, dass ein Zitat aus diesem Song mir helfen würde, den Einfluss meiner eigenen Identität auf eigene kompositorische Arbeit zu kalibrieren. Die
Queer-Kultur hat einen bedeutenden Einfluss auf die Popkultur, Online-Slang und den modernen Internet-Diskurs. Das Material, das ich konsumiere und lese, ist so
stark von meiner eigenen Queerness beeinflusst, dass es sich darauf auswirkt, wie ich die Welt sehe und wie ich mit ihr interagiere. Dies ist eine Art Coming-out, bei
dem ich meinen persönlichen Geschmack offenlege und die Bezüge zelebriere, die mir ein Gefühl großer Freude vermitteln.
DING, DONG, DARLING! ist ein Stück, das versucht, das Gefühl wiederzugeben, das wir erleben, wenn Chappell Roan offen über ihre Sehnsucht nach anderen Frauen singt, alles verpackt in einem gl.nzenden Pop-Paket; oder das Camp der Eurovision; wenn wir über einen Sainthoax-Post auf Instagram giggeln; oder wenn wir die subversive
Natur der House-Musik und ihrer Musiker:innen, überwiegend schwarze Frauen und Trans-Frauen, erkennen und feiern.
Es geht darum, diesem Moment der Freude und der Hoffnung nachzugehen, der dadurch ausgelöst wird, wenn ich eine andere Person bei der Leichtigkeit ihres queer Seins betrachte. Im Kern ist queer joy ein Konzept, das die Bedeutung von Freude und Vergnügen im Leben von LGBTQ+ Personen anerkennt. Es stellt das gängige Narrativ in Frage, dass queer Sein ausschlie.lich auf Schmerz oder Trauma zurückzuführen ist, und erkennt stattdessen die Widerstandsfähigkeit, den Widerstand und die Kreativität von LGBTQ+ Menschen an. Wenn ich über meine frühere Arbeit mit Erinnerung nachdenke, stelle ich fest, dass
sie größtenteils äußerlich war. Jetzt richte ich den Blick nach innen und nehme mich selbst unter die Lupe. Diese Arbeit ist ein Container, eine Art Hommage, gefüllt mit Referenzen und Erinnerungen, die Nicht-Normativität, Pathos, Hyper-Pop, Camp, Glitter und Sexualität in all ihren Aspekten einbezieht und, was am aller wichtigsten ist, die Freude als integralen Bestandteil meiner künstlerischen Praxis zurückerobert.